Der Weltklima(alt)kanzler

portrait_sw_toro(14.11.16) Der superste Mond seit 1912. Und was sieht man? Nichts! Wetten, dass Donald Trump höchstpersönlich die Wolken über den Atlantik jagt? Gottseidank kommt der Supermond ja 2020 schon wieder. Und bis dahin kann man sich die Zeit mit einem virtuellen Rundgang durch das Haus von Helmut Schmidt vertreiben. Das geht jetzt online, also virtuell. Wahnsinn. Da zwitschern sogar die Vögel im Garten. Und alles ist ganz klar zu sehen. Kein Wunder: ER ist ja nicht mehr da und mit ihm sind auch die Rauchschwaden abgezogen.

Ach, Sie wussten gar nicht, dass ER nicht mehr da ist? Was Wunder, denn auch nach des Altkanzlers Berufung zum Chefberater Gottes erscheinen ja weiter Helmut-Schmidt-Bücher. Zweieinhalbtausend sind es inzwischen, grob gefühlt. Und nach zwei neuen Biografien (einer kritiklosen Hagiographie von Kristina Spohr und einer überraschend kritischen Bewertung der Nach-Kanzler-Zeit durch Thomas Karlauf) haben noch mindestens 118 weitere Augenzeuginnen und Ohrenzeugen allerletzte Worte des Altkanzlers für die Nachwelt notiert. Es müssen noch einige Kiefernwälder Skandinaviens um ihr Leben fürchten.

Indes steht mein Favorit für den Weihnachtsbüchergabentisch schon fest. Es ist der neue Bestseller von Timur Vermes: ER ist wieder da II. Aber auch die zunächst auf 111 Ausgaben angelegte ZEIT-Reihe Auf ein Halleluja mit Helmut Schmidt verspricht Vielversprechendes.

Einen komplett anderen Ansatz verfolgt der Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif. Für sein neues Sachbuch Der Weltklima(alt)kanzler hat Latif analysiert, wie sich das Aufklaren des Himmels über Hamburg-Bergedorf auf das Weltklima auswirkt. Nach einer kurzfristigen Beruhigung der Smogwetterlage rechnet der Klimakterier bereits bis Ende 2017 mit einer Erwärmung der Nordhalbkugel um 2,345 Grad. Denn ohne schmidtsche Rauchschwaden könne die Sonne ungebremst auf den Norden einstrahlen. In alle bisherigen Berechnungen in puncto Klimawandel, so der anerkannte Wandelweise, sei das Quarzen des Altkanzlers einberechnet worden. Mit dessen Ableben habe niemand mehr ernsthaft gerechnet. Fazit Latif: „Mit dem Wetter wird alles noch viel, viel, viel schlimmer.“

Unterdessen steigt die Zahl der Menschen in Deutschland, die der Meinung sind, dass Helmut Schmidt von Ausserirdischen entführt wurde. Nach einer Satzverstand-Umfrage im engsten Bekanntenkreis sind 65,7 Prozent der Befragten, die schon einmal SPD gewählt haben, der Ansicht, dass der Allwissende derzeit einen interplanetaren Planungsstab leitet. Alexander Gerst hält als Kurier des Altkanzlers enge Verbindung zu Henry Kissinger.

Alles wird wieder besser.

(© Satzverstand)