Volk ohne Weltraum

In der Etatdebatte des Bundestages hat FDP-Chef Christian Lindner der Bundesregierung völlig überraschend eine unsolide Haushaltspolitik vorgeworfen. Er ärgert sich über so Pillepalle-Sachen wie Baukindergeld, Mütterrente, Brückenteilzeit.

Die FDP denkt größer, weiter, allumfassend. Deshalb interessieren sich die Magentas momentan brennend für den Weltraumbergbau. In einer erfrischend kleinen Anfrage bittet die Fraktion die Bundesregierung „um eine Einschätzung der Weltraumbergbau-Technologie und der derzeitigen Rechtslage diesbezüglich“.

In Anbetracht der Rohstoffverknappung auf der Erde werde der Weltraum immer interessanter, heißt es in der Anfrage, „auch wenn diese Rohstoffquelle von einigen Seiten noch belächelt werde“.

Wer belächelt das denn? Erst gestern Morgen beim Rasieren hat mich mein Spiegelbild gefragt, warum wir eigentlich noch kein Weltraumbergbauministerium haben. Das wäre doch eine schöne Brückenteilzeit-Aufgabe für Herrn Seehofer. „Horst auf Marsmission“ – das würde vielen in Berlin und München gut gefallen.

19 harte Weltraumbergbaufragen knallt die FDP den GroKo-Erdlingen um die Ohren. Gleich bei Nummer 1a geht´s zur Sache: „Ist die Bundesregierung an der Erforschung des Weltraumbergbaus beteiligt?“ Eine berechtigte Frage. Heiko Maas ist ja ziemlich oft weg; Andrea Nahles benimmt sich bisweilen wie vom anderen Stern; Angela Merkel hat noch nicht gesagt, was sie nach dem CDU-Parteitag Größeres vor hat. Und wo ist eigentlich Peter Altmaier? Aber nein, mit ihm an Bord könnte keine Trägerrakete abheben.

Die FDP will auch unbedingt wissen, ob die Bundesregierung ein nationales Weltraumgesetz plant. Bisher sind wir ja bloß ein Volk ohne Weltraum. Selbst Luxemburg hat 2017 ein eigenes Weltraumressourcengesetz erlassen. Kein Witz. Luxemburg! Der Start einer Ariane würde das halbe Herzogtum wegschröggeln.

Sollten Sie zu den Kumpeln gehören, denen die schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen gerade die letzte Zechentür vor der Kohlenase zugeknallt hat: Bitte nicht zu früh freuen. Die FDP plant keineswegs die Neueröffnung der Zeche Zollverein auf der Venus. Dafür gibt es leider kein Baukindergeld.

Nein, die Liberalen wollen sich allerlei Asteroiden krallen. „Allein der Wert der Rohstoffe auf dem Asteroid Ammun wird auf über 20 Milliarden US-Dollar geschätzt“, schreiben sie in ihrer Anfrage. Das haben sie vermutlich aus diesem Trump-Tweet: „Asteroids are so great! I love these guys!“

Aber wie kommt man an die durchs All rasenden Schatzklumpen ran, ohne das Russen, Amis und Chinesen sie uns wegschnappen? Hinfliegen? Ziemlich zeitaufwendig. Anlocken? Den Dinosauriern ist das seinerzeit nicht sonderlich bekommen. Doch den Säugetieren hat der Meteoriteneinschlag damals zum Durchbruch verholfen. Warum also keinen zweiten Versuch wagen?

Doch wo soll man in Deutschland einen Asteroiden zum Ausschlachten einschlagen lassen? Die Frage haben sich die Kosmokraten gespart, weil sie die Antwort schon kennen. Aus liberaler Sicht käme eigentlich nur die Gegend um…. Passt. Da unten rechts wählt eh keiner die FDP, und es bräuchte keinen Friedrich Merz mehr, um die AfD zu halbieren.

So gesehen: Glückauf, Astro-FDP!

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