Der kleine Tante-Pharma-Laden

Immerfort ist gerade die Rede von Lieferengpässen bei Medikamenten. Es werden tatsächlich „mehr“ Lieferausfälle gemeldet. Das liegt daran, dass sie bis 2013 gar nicht erfasst wurden. Es gab sie auch früher schon. Und auch jetzt melden die Hersteller Ausfälle dem zuständigen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nur freiwillig. Es gibt keine aussagekräftige Statistik, sondern lediglich interessengesteuerte Darstellungen.

Für Lieferausfälle gibt es in einem von Mega-Mergern geprägten globalen Pharmamarkt vielerlei Gründe. Im Bereich der Generika, der Nachahmerpräparate, ist die Abhängigkeit von einzelnen oder wenigen Wirkstoffproduzenten in Indien oder China vor allem pharmahausgemacht. Herstellungskosten werden gedrückt, damit Bilanzen glänzen und Dividenden steigen.

Die Pharmalobby in Deutschland macht dagegen die Arzneimittelrabattverträge für die Lieferengpässe verantwortlich. Sehr schlau. Denn das ist auch Bundestagsabgeordneten leichter zu vermitteln als die Mechanismen eines hochkomplizierten globalen Marktes. Und viele (nicht nur) in Berlin halten Deutschland ja für den Nabel der Welt. Obwohl der deutsche Anteil am Generikaweltmarkt bei gerade mal vier Prozent liegt. Für die Generikahersteller sind die griffigen Lieferausfälle das ideale Instrument, um die lästigen Rabattverträge los zu werden.

Verbände wie „Pro Generika“ vermitteln gerne den Eindruck, dass die Weltkonzerne wieder in Europa und Deutschland produzieren (lassen), wenn die Rabattverträge erst weg sind. Wer das glaubt, spendet auch für den „Tante-Emma-Fonds“ von Amazon. „Der kleine Tante-Pharma-Laden“ ist deshalb das Thema meiner aktuellen „rezeptfreien Anmerkung zur Gesundheitspolitik“ für das Magazin „Gesundheit+Gesellschaft“:

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