Das neue Streetart-Projekt „Reißverschlussverteer“ des Aktionskünstlers Erwin Drüggelte sorgt für Streit in Bonn.
Eine Woche nach der Freigabe des Kunstteers in der Brüdergasse (Bild) hat das Bauunternehmen Schotterbeck aus Quadrat-Ichendorf Klage wegen Markenrechtsverletzung gegen den Professor für baubildende Kunst an der Westostwestfalenuniversität Mönninghausen-Bönninghausen eingereicht.
„Herr Drüggelte hat frech unser bereits vor zehn Jahren nach intensiver Pflasterforschung entwickeltes Verteersdesign kopiert“, sagte der Seniorchef des Betriebs, Franz-Siegmund Schotterbeck.
Drüggelte wies dies in einer Pressemitteilung seiner Hochschule zurück. Darin heißt es: „Das Projekt `Reißverschlussverteer´ geht weit über den rein mate(e)riellen Ansatz der Firma Schotterbeck hinaus. Es handelt sich um das künstlerische Konzept einer verteerten Metaebene: durch willkürliche Bauarbeiten getrennte Straßenseiten strecken sehnend ihre Fühler nach Wiederverzahnung aus.“
Unterdessen beschäftigt sich der Rat der Stadt Bonn mit den aus Sicht der Stadtverordneten überhöhten Kosten für die Teerstrecke. Der Künstler hatte der Bundesstadt den „Reißverschlussverteer“ für einen nach seinen Angaben „symbolischen Preis“ von 111.111,11 Euro übereignet.
Man habe zunächst über 55.555,55 Euro gesprochen, hieß es seitens des Kulturamtes. Drüggelte verwies darauf, ihm sei „von höchster Stelle“ versichert worden, dass man in Bonn grundsätzlich mit einer Verdoppelung aller Kosten rechne. „Da wollte ich nicht unangenehm auffallen“, erläuterte der Aktionskünstler.
Für zusätzliche Unruhe sorgte im Kulturaussschuss ein Schotterbeck-Schreiben, in dem das Unternehmen ankündigte, unabhängig vom Ausgang des Markenklageverfahrens ab sofort bei allen Tiefbauarbeiten einen „Metaebene-Zuschlag“ von 111 Prozent zu erheben. Wenn das Beispiel Schule macht, dürften Bauprojekte für die in dieser Hinsicht leidgeprüfte Bundesstadt noch teurer werden.
© Satzverstand – 18.05.2022