(07.12.16) Tschüss 2016. Das war´s. Aus die Maus. Year over. Warum ich das Jahr schon kurz nach Nikolaus abhake? Für mich endet das Jahr jedes Jahr, wenn die Papiertonne im Dezember ein letztes Mal geleert wird. Das hat so was Reinigendes, Klärendes, Abschließendes. Eben hat der Wagen mit der großen Klappe für 2016 seine letzte Pirouette im Wendehammer gedreht.
Ich stehe am Fenster meiner Dachkammer und winke matt einem halben Kilo ungenutzt verstrichender Schnäppchenangebote und einer „Information zur politischen Bildung“ von 1983 nach, in der die Systeme von BRD und DDR verglichen werden. Man muss loslassen können. Das Heft über das Ende der Weimarer Republik habe ich auf halbem Weg zur Tonne doch noch einmal beiseite gelegt. Das kann man bestimmt noch brauchen. Geschichte wiederholt sich ja grade.
Wie habe ich diese Jahresendabfuhr herbeigeseht. Damit dieses vermaledeite 2016 endlich endet. „Tschüss“ mag ich eigentlich gar nicht sagen. Denn das ist laut Duden ein Abschiedsgruß unter Verwandten und guten Bekannten. Aber Freundschaft konnte man mit diesem Unglücksjahr nicht wirklich schließen – es sei denn, man heißt Donald oder Wladimir, Frauke Petry, Björn Höcke oder Beatrix von Storch.
Wenn eine Töle durchdreht, heißt es Es ist der Mensch und nicht der Hund. Auch 2016 persönlich kann man keinen Vorwurf machen. Es ist der Mensch und nicht das Jahr. Pech für 2016. Es war halt dran nach 2014 und 2015. Jahre konnten sich noch nie aussuchen, welche Menschen von Neujahr bis Silvester hemmungslos durch Tage, Wochen und Monate trampeln.
Aber 2016 hat es wirklich hart getroffen: Neue Flüchtlingsdramen weltweit, PEGIDA, Brexit, Hofertheater, AfD-Triumphe, Putins Bombenparty für Assad, Polen und Ungarn auf dem Retrotrip, Erdoganistan, 30jähriges Abitreffen und der Wahlsieg eines Horrorclowns in den USA. Kurz vor Schluss dann auch noch ein neues Glücksbuch von Eckart von Hirschhausen.
Wo gehen die Jahre hin, wenn sie enden? Versuchen sie ihr Glück in ein paar Jahren noch einmal? Das würde halbwegs erklären, warum die Evolution gelegentlich Pause macht. 2016 war in vielerei Hinsicht ein verlorenes Jahr. Ich wünsche 2017 mehr Glück mit seinen Menschen.
(© Satzverstand 2016)