(03.08.17) Die Aufregung vor, um und nach dem Diesel-Gipfel ist wohl nur mit der Mondlandung zu vergleichen. Erste Stimmen behaupten, das Krisentreffen in Berlin habe wie der Ausflug auf den Erdtrabanten nie stattgefunden. Das mag auch am mageren Ergebnis liegen: Die Riesenabgaswolke verschwindet hastenichgesehn in einem kuscheligen Softwareupdate.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Satzverstand wurde aus sicherer Quelle das Geheimprotokoll des Krisentreffens zugespielt. Danach haben sich die Teilnehmer auf viel weitreichendere Maßnahmen verständigt. Mit Rücksicht auf die labile Psyche der Autonation Deutschland sollen sie allerdings erst nach der Bundestagswahl veröffentlicht werden.
Aber nicht mit Satzverstand! Einzig der Wahrheit verpflichtet, veröffentlichen wir hier die wichtigsten Punkte der geheimen Übereinkunft:
Diesel als Mischgetränk wird umgehend verboten. Das schließt alle regionalen Mixvarianten ein (Cola/Pils, Fanta/Cola, Kölsch/Alt, Weizen/Jägermeister etc.). Angebrochene Flaschen müssen bis Jahresende aufgebraucht werden.
Ab 1. Oktober 2017 gilt an allen deutschen Zapfsäulen ein Tagtankverbot für Diesel-PKW. Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen dürfen Tankstellen Diesel nur noch an Erwachsene ausschenken.
Bündnis90/Die Grünen werden im Wahlkampf für die Dieselkrise alleinverantwortlich gemacht. Sie haben in völlig unverantwortlicher Art und Weise erst nach ihrer Gründung 1980 vor den Gesundheitsgefahren durch Dieselstickoxide gewarnt. Da lag das Kind schon 97 Jahre im Brunnen.
Um Kurzschlusshandlungen von Dieselfahrern an der Wahlurne zu verhindern, werden mit der Benachrichtigung zur Bundestagswahl Plaketten für die schadstoffarme Euro-6-Norm verschickt. Betroffene können damit ungünstigere Euronormen auf der Windschutzsscheibe überkleben.
Um die gesellschaftliche Akzeptanz für spritfressende KITA-Shuttle-Panzer zu verbessern, wird die Abkürzung SUV nicht mehr für Silly Utility Vehicle verwendet, sondern mit Smart Utility Vehicle übersetzt.
Das italienische Modelabel Diesel wird verpflichtet, für jede in Deutschland verkaufte Diesel-Jeans 1,25 Euro in den eigennützigen Mautfonds der Alexander-Dobrindt-Stiftung (ADS) einzuzahlen.
Die Deutsche Post nimmt zum 1. Januar 2018 die Briefmarken zum 100. Geburtstag von Rudolf Diesel (10 Pfennig, 1958) und „100 Jahre Dieselmotor“ (3 Mark, 1997) aus ihrem Philateliesortiment.
Und, was aufmerksame Satzverstand-Freunde nicht überraschen wird: Nils-Sören Höwelkamp (20) aus Mittelhausen, der kurz vor dem Diesel-Gipfel die Alleinschuld für den Abgasschummelskandal auf sich genommen hatte, wird auf Vorschlag des Verbandes der Automobilindustrie zum Diesel-Sonderbeauftragten der Bundesregierung ernannt. In dieser Funktion nimmt der Autosoftwaredidakt ab sofort beratend an allen Kartelltreffen der deutschen Automobilhersteller teil.
© Satzverstand 3. August 2017