(27.10.17) Gut, Katalalonien hat heute seine Unabhängigkeit von Spanien erklärt. Aber was ist das schon gegen die Topmeldung, dass die EU-Kommission die Abschaffung der Zeitumstellung prüft! So hat es die Deutsche Presseagentur (dpa) gemeldet. Alle haben es nachgemeldet. Endlich! Kein Herzinfarkt mehr zwischen 2 und 3 Uhr. Sonntagfrüh steht keine Kuh mehr meuternd auf der Matte.
Aber brodelt da in Brüssel wirklich etwas? Googeln wir besser mal. Eine offizielle Information der Kommission in Sachen Zeitumstellung gibt es schon mal nicht. „Die Frage werde derzeit unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen untersucht“, zitiert dpa eine namenlose Sprecherin von wem auch immer. Sobald es ein Ergebnis gebe, werde man die Öffentlichkeit darüber informieren. Aha.
Es handelt sich also um eine sogenannte oder auch Selfie-News: Volontär oder Volontärin kriegen wie jedes Jahr um diese Zeit den Auftrag, Dings oder Bums wegen der umstrittenen Zeitumstellung anzurufen.
In Brüssel hebt die stellvertretende Stellvertreterin des Vizebüroleiters der kommissarischen EU-Kommissarin für interstellare Kooperation ab. Sie hat zwar keine Ahnung vom Thema Zeitumstellung, aber den EU-Allzweckspickzettel zur Hand: „Wir untersuchen die Sache unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen. Sobald es ein Ergebnis gibt, werden wir die Öffentlichkeit informieren. Diese brisante Information haben sie aber nicht von mir.“ Schwups, schon geht die Nachricht über den Ticker.
Aber das mit dem Unwohlsein durch popelige 60 Minuten mehr oder weniger ist doch pillepalle. Ein echtes Problem sind die vielen überflüssigen Zeitzonen. Sie machen sich gut auf dem Leuchtglobus. Doch kein Mensch weiß noch, wer die mal und warum eingeführt hat. Aber der Jetlag kostet die Weltwirtschaft jedes Jahr Trilliarden.
Unserem Zentralstern ist es völlig schnuppe, wann er wo auf dieser Erde auf und wieder unter geht? Ungerecht ist es obendrein: Allein Russland hat neun Zeitzonen, die USA und Kanada sechs. Ant- und Arktis erstrecken sich gar über alle Zeitzonen. Und wir, der Export- und Fußballweltmeister? Eine (in Zahlen: 1) Zeitzone, die wir uns noch dazu mit halb Europa teilen müssen. Nur die Briten braten sich natürlich wieder eine Extrazeit.
Zeitzonen passen nicht mehr in unser modernes Sonnensystem. Eine Welt! Eine Zeit! Venceremos!
Und was dpa kann, kann Satzverstand schon lange: Vor zwei Stunden habe ich in Brüssel nachgefragt, wie weit die EU-Kommission denn jetzt endlich mit den Plänen für das Abschaffen der Zeitzonen ist. Der zuständige Generaldirektor war zwar schon im Wochenende. Aber eine sehr gute Bekannte der Friseurin seines Fahrers hat mir höchst vertraulich den Stand der Dinge verraten: „Die Kommission untersucht die Sache unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen. Sobald es ein Ergebnis gibt, wird die Öffentlichkeit informiert.“
Super, die Sache läuft! Das geht sofort an die Agenturen…
© Satzverstand Oktober 2017