Wo steckt Peter Hahne? Kaum hat die Lichtgestalt der Zigeunerschnitzelretter und Kleingeld-Fetischisten die TV-Rente eingereicht, da holen „die da oben“ zum tödlichen Schlag gegen eine der letzten Traditionen des christlich-kapitalistischen Abendlandes aus: Der Bundesrat will uns den Kauf von Heizdecken bei Kaffeefahrten verbieten!
Schäbig ist das! Der durch sorgfältig ausgebildete Trickbetrüger animierte Kauf einer überteuerten und zertifiziert fahrlässig isolierten 2.500-Watt-Heizdecke bei einer viertklassigen Shoppingshow mit Blümchenkaffee und Bienenstichmatsch in einer luftdicht verschlossenen Landmaschinenhalle an der A 44 zwischen den Anschlussstellen Breuna-Ost und Baunatal-West ist unverzichtbarer Teil unseres immateriellen Weltkulturerbes!
Die Bevormundung versteckt sich im „Entwurf für ein Gesetz zur Stärkung des Verbraucherschutzes bei Verkaufsveranstaltungen im Reisegewerbe“. Wer steckt dahinter? Ausgerechnet Bayern!
Nun, es geht neben den Gefahren durch grenzüberschreitendes Reisegewerbe auch um „Vertriebsverbote für Produkte, die sich nicht für den Vertrieb im Wanderlager eignen“. Reisegewerbe, Wanderlager – das müffelt schwer nach „Flüchtling“ und ist damit natürlich ein Fall für die CSU.
Zu den wanderlagerungeeigneten Produkten gehören laut Gesetzentwurf auch Heizdecken und Rotlichtlampen. Das macht Sinn: Beide Produkte haben bekanntlich eine sehr kurze Mindesthaltbarkeit und reagieren empfindlich auf jede noch so kurze Unterbrechung der Kühlkette.
Dass die CSU unter Rotlichtlampen-Intoleranz leidet, lässt sich nachvollziehen. Aber warum steht die gute, alte Heizdecke plötzlich auf dem Parteiindex? War sie doch über Jahrzehnte das Che-Guevara-Symbol der konservativen Revolution, die Chefdenker Dobrindt jüngst ausgerufen hat.
Die Christsozialen sind nicht mehr gut auf die Heizdecke zu sprechen, seit die Earl-Grey-Stiftung im Sommer 2014 die Ergebnisse einer Studie über Gesundheitsgefahren durch Kaffeefahrten veröffentlicht hat. Danach ist ein Heizdeckendefekt bei älteren CSU-Wählern die dritthäufigste Todesursache – noch vor Mord oder Totschlag, Wilderei und Schneelawine.
Deshalb hat Bayern 2015 erstmals ein Heizdeckenverkaufsverbot ins Spiel gebracht. Doch das haben Berlin und Bremen verhindert. In den beiden Stadtstaaten sind Zehntausende in der Heizdeckenindustrie beschäftigt.
Der CSU bescherten die todbringenden Kaffeefahrten dramatische Wählerverluste bei der Bundestagswahl 2017. Bei der Landtagswahl am 14. Oktober geht es für die CSU jetzt um das nackte Überleben. Deshalb hat Parteichef Seehofer die Einheitspartei beim jüngsten Parteitag auf einen konsequenten Kaffeefahrtenkurs eingeschworen: Heizdecken verbieten! Wählerleben retten! Mehrheit sichern!
Gut, ein generelles Tempolimit auf Autobahnen, ab und zu mal ein Veggieday oder strengere Abgasvorschriften könnten viel mehr Leben retten. Doch solche Bevormundungen hätten nach einer von der CSU in Auftrag gegebenen Berechnung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft lediglich Auswirkungen auf die absoluten Wählerzahlen. „Bezogen auf die Stimmverteilung“, so die Analyse, „gleicht sich ein eher konservatives Ableben als Folge von Fehlernährung dadurch aus, dass für die Tempofreiheit bevorzugt linksalternativ orientierte Radler ihr Leben lassen.“
Jetzt gibt es für die freie Kaffeefahrt für freie Rentner nur noch eine Hoffnung: Haaaaaaahne!?!
© Satzverstand Januar 2018