„Jetzt nehmen uns die Ausländer schon den Antisemitismus weg“

Triggerwarnung: Der nachfolgende Text enthält eine satirepflichtige Dosis Zynismus.

 

Pünktlich zum 85. Jahrestag der Reichsprogromnacht am 9. November zeigt die AfD-Fraktion im Bundestag klare Kante: „Antisemitismus durch Zuwanderung klar benennen und effektiv bekämpfen – Unterstützer von antisemitischem Terrorismus ausweisen“ ist ein Antrag der Braunkäppchen vom 7. November 2023 überschrieben.

 

Der Antrag wird allerdings durch ein geheimes Zusatzprotokoll ergänzt. In der Satzverstand klammheimlich zugespielten Ergänzung heißt es:

 

„Fremdenfeindlichkeit, antidemokratische Gesinnung und judenfeindlich durchsetzte Verschwörungsschwurbelei sind ein wesentliches und unverzichtbares Alleinstellungsmerkmal der AfD. Alle Parteigliederungen – von der wackeren Bernd-Höcke-Jugend bis hin zu den Altvorderen der Gruppe Gauland – sind aufgefordert, mit heißen Herzen zu verhindern, dass morgenländische Antisemiten und andere Fremdrechte aufrechten Echtdeutschen die Gesinnung wegnehmen.

 

Im offiziellen Antrag fordern die Alternativdeutschen die Bundesregierung laut Parlamentsdienst „heute im bundestag“ auf, den „importierten Antisemitismus“ als „ernstzunehmende wachsende Bedrohung für unser gesamtes westliches Wertesystem“ dringend prioritär zu bekämpfen.

Die Staatsangehörigkeitsbehörden sollen bei der Prüfung von Einbürgerungsvoraussetzungen „durch vertiefte Befragungen“ sicherstellen, „dass keine Personen mit antisemitischen oder antiisraelischen Einstellungen im Sinne einer Verneinung des grundsätzlichen Existenzrechts Israels die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben können“.

 

Weiter heißt es in dem Fraktionsantrag: „Zudem ist eine Gesetzesänderung am Maßstab des Grundgesetzes zu prüfen und gegebenenfalls zeitnah umzusetzen, durch die Personen mit ausländischer und deutscher Staatsangehörigkeit Letztere verlieren sollen, wenn diese nachweislich antisemitische Handlungen oder Äußerungen in Deutschland vorgenommen haben, die die Öffentliche Sicherheit und Ordnung in schwerwiegender Weise konkret gefährden“.

 

Im geheimen Zusatzprotokoll heißt es dazu weiter:

 

Es ist selbstverständlich, dass Volksdeutsche, die ihre reinrassige Gesinnung mit der Mutterkreuzmilch aufgesogen haben oder alternativ über einen 1945 nicht voreilig verbrannten Arierstammbaum eine entsprechende genetische Disposition nachweisen können, von gesetzlichen Anti-Antisemitismusvorgaben für Volksfremde nicht erfasst werden dürfen. (…)

Der über Generationen sorgfältig erarbeite und gepflegte, authentische deutsche Antisemitismus darf niemals durch entarteten importierten Antisemitismus überlagert werden. Importierter Antisemitismus ist Teil des von Merkel eingefädelten perfiden Plans der Altparteien, die deutsche Bevölkerung durch gesinnungsgeklonte Muselmanen auszutauschen. Ehrliche rechte deutsche Gesinnung lässt sich nur vererben, nicht erwerben.

Abschließend warnt die AfD in dem Geheimprotokoll auch vor dem derzeit grassierenden Antisemitismus von Links:

Für jede Art von Volksverhetzung gilt uneingeschränkt die urdeutsche Regel „Rechts vor Links“. Wir sind das Original.

 

© Satzverstand – 9. November 2023

 


Weiterführende Infos:
Zum Thema „Antisemitismus in der AfD“ informiert unter anderem ein Beitrag der Antonio-Amadeo-Stiftung vom 19. Mai 2023. In ihrem am 7. November 2023 veröffentlichten Lagebild beschreibt die Stiftung, wie Kräfte von Links und Rechts Antisemitismus forcieren und die Erinnerung an den Nationalsozialismus bekämpfen.
Die am 21. September von der Friedrich-Ebert-Stiftung vorgestellte Studie „Die distanzierte Mitte“ belegt, in welch erschreckendem Umfang sich rechtsextremes Gedankengut in der Gesellschaft (wieder) ausbreitet.