Jakobsrasenmäher

(07.04.17)  Frühling! Ringsum schnurseln Rasenmäher, summen leis´die Motorsägen, zischeln fröhlich kleine Kärcher – ach, wie wunderbar!

Moment. Ist das der Autor, den Sie kennen? Der sich noch im Herbst selbst in die Psychiatrie hat einweisen lassen, um zu verhindern, dass er wegen mehrfachen Strebergärtnermordes für alle Pflanzzeit weggeschlossen wird?

Ja, ich bin´s. Und noch dazu gaaaaanz entspannt. Der eine Lieblingsnachbar wirft samstags um Sieben die Mähmaschine an? Null Problemo. Der andere Lieblingsnachbar rechts kommt leider erst nach der Tagesschau zum Terracottafliesenflexen? Musik in meinen Ohren! Ach, ich könnte sie alle umarmen, die Geißeln des Garten Edens. Ein Ommmmmmmmmmm drauf – mit fünf m extra!

Meine gnadenlose Gelassenheit verdanke ich alter Homöopathie-Häretiker ausgerechnet dem alten Sammy Hahnemann: Gleiches mit Gleichem bekämpfen! „Du brauchst dringend eine Konfrontationstherapie“, hat mir Freund C. geraten, als ich an Silvester beim Bleigießen einen abstrakten Rasenkantenschneider aus dem Kühlwasser gezogen hatte. C. hat über traumkuechen.de ein Fernstudium in Küchenpsychologie absolviert – Abschluss mit summa cum knoblauch.

Sein Rat, meine Tat: Mit unserem betagten Wolf A 400 E  bin ich neulich den Jakobsweg gegangen. Also nicht den ganzen. Und auch nicht den von Kerkeling. Genau genommen war es ein Stückchen eines Teilstückchens von einer Etappe des westfälischen Jakobsweges. Aber immerhin fast drei Kilometer von Salzkotten nach Geseke. Mit Gegenwind aus Westen!

Ich hätte ja noch gut und gerne doppelt so weit bis zur weltberühmten Jakobskapelle in Ehringhausen weiterpilgern können. Aber Wolf hat schlappgemacht. Ihm ist bei Kilometer zweieinhalb am Abzweig nach Steinhausen ein Zacken aus dem Rad gebrochen. Danach war es nur noch Quälerei.

Auch wenn er kurz war: Der Weg allein mit Wolf  – ein Mann und sein Mäher – hat viel in mir bewegt. Dieser abgrundtiefe Hass auf all die Strebergärtner ist weg. Mir ist klar geworden, dass meine Lieblingsnachbarn mit ihrem Mähen, Häckseln, Kärchern oder Flexen nach nichts als Liebe rufen – halt nur ein kleines bisschen lauter. So wie Lieblingsnachbar links, der gerade seinen nagelneuen Vertikutierer aufdreht. Ist es nicht schön, dass es jetzt abends eine Stunde länger hell ist?

Ommmmmmmmmm!

 

© Satzverstand April 2017

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