(06.09.17) Der Westostwestfälische Bauernverband (WOWBV) warnt Landwirte dringend vor Reisen in die Türkei. „Wir haben berechtigten Grund zur Sorge, dass aktuell hunderte unserer Mitglieder auf der Fahndungsliste des türkischen Geheimdienstes stehen“, heißt es in einer Mitteilung der Verbandes vom Mittwoch (6. September).
Hintergrund der akuten Reisewarnung ist einer Rede von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einer Landwirtschaftsmesse in Izmir. Dort geriet Erdogan am Mittag beim Besuch des Ausstellungsstandes eines westfälischen Landmaschinenherstellers außer sich. Nach Darstellern von Beobachtern verfluchte er die deutschen Landwirte allesamt als – so wörtlich – „heimtückische Terrordrahtzieher der teuflischen Gülen-Bewegung“. In Izmir präsentiert das deutsche Unternehmen derzeit das neue Modell eines Güllestreuers.
„Im Verkaufsprospekt ist uns leider ein Übersetzungsfehler unterlaufen. Aus Versehen ist fälschlich von Süper-Gülen-Anhänger die Rede“, sagte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage von Satzverstand. Prospekte und Fahrzeugmodell seien von den türkischen Behörden umgehend beschlagnahmt worden. Man habe derzeit keinen Kontakt zum Anhänger.
In der Türkei ist seit dem Putschversuch 2016 das Gülen von Feldern streng verboten. Das Güllen in Deutschland hat der türkische Landwirtschaftsminister mehrfach als Provokation bezeichnet. Erdogan wirft den deutschen Bauern vor, mit Gülle Gülen-Geld zu waschen.
Das Auswärtige Amt hat sich bis Redaktionsschluss (21.29 Uhr MEZ) nicht zu dem Vorfall in Izmir geäußert. Aus informierten Kornkreisen war zu hören, dass Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) bereits am Donnerstag diverse Projekte und Programme ankündigen will. Dazu gehöre insbesondere ein Gute-Gülle-Label für deutsche Miststreuer. Wie bei allen Aktionen des Ministers in den vergangenen vier Jahren geht jedoch niemand von einer konkreten Umsetzung aus.
© Satzverstand August 2017
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