Insektenhotels: Lochpreisbremse zieht nicht

Die EU hat sich am 27. April endlich dazu durchgerungen, den Einsatz besonders bienenschädlicher Gifte im Freiland zu verbieten. Selbst unsere glyphosatgetränkte Bundesregierung hat zugestimmt.

Das ist richtig und wichtig. Doch ein nicht weniger großes Problem ignoriert die EU weiter, ohne mit den Fühlern zu zucken: Die Lochpreisbremse für Insektenhotels zieht nicht. Der Lochpreiswucher treibt immer mehr Bestäuber in den Ruin.

Gerade jetzt zur Raps- und Obstblüte schnellen die Übernachtungspreise in den Hautflügler-Motels wieder in die Höhe. „Das trifft vor allem saisonal selbstständige Bienen, die häufig über lange Strecken zwischen Wohnort und Bestäubungsstätte pendeln und auf günstige Zwischenübernachtung angewiesen sind“, erläutert Erwin D. Drüggelte vom Verband westostwestfälischer Insektenhotelbetreiber (VwowIHB).

Bei ihm häufen sich in diesen Tagen die Klagen von Bienen, Hummeln, Schlupfwespen und fliegenden Wanderameisen über extremen Wucher in der allerorten boomenden Insekenhotel-Branche: „Selbst für mies oder viel zu klein und kurz gebohrte Löcher in speckigem Sperrholz werden Übernachtungspreise verlangt, die sich kaum ein Kleinbestäuber leisten kann.“

Auch beim Bundesverband deutscher Bienenvölker (BdB) schimpft man über ausufernde Dienstreisekosten für Außendienstbeschäftigte. Nach Berechnungen von Experten landet inzwischen mehr als ein Drittel des Blütenstaubs in den Vorratskammern der Insektenhotelbetreiber. „Diese Pollen fehlen beim Bestäuben. Deshalb ist die Apfelernte in Deutschland 2017 so grottenschlecht ausgefallen“, berichtet Drüggelte.

Er fordert eine stärkere Kontrolle der 2015 vom Bundeswirtschaftsministerium eingeführten, bisher aber wenig effektiven Lochpreisbremse durch die Gewerbeaufsichtsämter. Darüber hinaus befürwortet der Experte eine EU-weite Zertifizierung für Insektenhotels: „Holzqualität, Bohrlochquerschnitt und -tiefe müssen ebenso stimmen wie das Preis-Leistungs-Verhältnis.“

Für unangemeldete Kontrollen setzt sich auch das Bienenkriminalamt (BiKA) ein. Die Fahnder registrieren bundesweit immer mehr Fälle von Honigwäsche über Insektenhotels. Dahinter stecken laut Henneke Karolenkemper von der „SoKo Maja“ in erster Linie organisierte und gut vernetzte Wespenbanden. Nach Erkenntnissen der Expertin für Insektenkriminalität investieren die Raubinsekten vornehmlich Schwarzgelbgeld aus Allergiker-Stichschutzerpressungen in erstklassige Insektenhotels. „Legt den schwarzen Hummeln unter den Bienen das Handwerk!“, fordert Karolenkemper.

© Satzverstand April 2018

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