Wolf jetzt auch ein liberales Sorgentier

Es ist allseits bekannt, dass die Alternativdeutschen außer dem Flüchtling nur den allein reisenden Wolf fürchten. Im Bundestag kämpft die Braunkäppchenfraktion deshalb vehement gegen einen Familienrudelnachzug für Wölfe. Doch jetzt entdeckt auch die FDP Meister Isegrimm als liberales Sorgentier.

In einer aktuellen Kleinen Anfrage an die Bundesregierung wollen Christian Lindner und Fraktion jetzt unter anderem wissen, „welche Möglichkeiten zur Vergrämung des Wolfes die Bundesregierung sieht, sofern Kinder oder Jogger einen Wolf antreffen“. Zudem treibt die Magenta-MdBs die Frage um, ob die Bundesregierung denn die Auffassung des dänischen Wolfsforschers Peter Sunde teile, dass Kinder nicht mehr alleine im Wald spielen sollten.

Nach Informationen von Satzverstand hat die Bundesregierung nach Eingang der FDP-Anfrage alle innen- und außenpolitischen Aktivitäten bis auf Weiteres eingestellt und die beteiligten Ministerien angewiesen, die liberalen Wolfsfragen stante pfote und im Detail zu beantworten.

Dobrindt wird Vergrämungsbeauftragter

Laut Regierungssprecher Steffen Seibert ging es auch beim Treffen der GroKo-Fraktionsspitzen am Wochenende entgegen anders lautender Äußerungen ausschließlich um das Thema Wolf. Als Konferenzort habe man bewusst die Zugspitze ausgewählt, da inzwischen nur noch Deutschlands höchster Berg als wolfsicher gelte.

Seibert bestätigte zudem, dass Alexander Dobrindt sich kraft seiner Erfahrungen in der Flüchtlingsvergrämung bereit erklärt hat, zum 1. Juni als Beauftragter der Bundesregierung für die Wolfsvergrämung doch noch direkt in das Kabinett Merkel einzutreten.

Satzverstand liegt der Entwurf für einen ersten Maßnahmenkatalog vor. Danach werden noch vor den Sommerferien in allen deutschen Wäldern rund 6,5 Millionen Schilder mit dem Bild Dobrindts aufgestellt. Darauf wird der Wolf ausdrücklich vom und vor dem Vergrämungsbeauftragten gewarnt. Generell wird allen Waldbesuchern geraten, deutlich sichtbar Dobrindt-Buttons zu tragen und bei plötzlichen Begegnungen mit einem Wolf laut und akzentfrei bayerisch zu sprechen.

„Da können wir die Kinder ja gleich alleine zur Schule gehen lassen“

Hilflos zeigt sich die Regierung jedoch bei der Beantwortung der Frage, ob Kinder noch alleine im Wald spielen sollten. Man sei bisher davon ausgegangen, dass in Deutschland Kinder schon lange nicht mehr alleine spielen dürften. „Es ist mir unbegreiflich, dass die FDP auf die Idee kommt, deutsche Kinder könnten sich ohne Begleitung der Eltern im Freien aufhalten und dort gar ohne Aufsicht spielen. Da könnte man ja gleich auf die Idee kommen, sie alleine zur Schule gehen zu lassen“, sagt fassungslos die Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Herlinde Grimmjacob.

Beim Hessischen Märchentag am 10. Mai 2018 will die Bundesregierung ihre Antworten auf die FDP-Anfrage veröffentlichen. Mangels anderer Probleme in Deutschland, Europa und der Welt ist die Wolfsvergrämung auch das Hauptthema beim FDP-Bundesparteitag am 12./13. Mai in Berlin. Der Leitantrag „Für ein Land, in dem Rotkäppchen gut und gerne durch den Wald geht“ wurde vom ehemaligen NRW-Innenminister und FDP-Wolfsbeauftragten Ingo Wolf vorbereitet.

Parteiintern wird das Thema allerdings heiß diskutiert. In Sachen Wolf nach dem Staat zu rufen, widerspreche grundsätzlich der liberalen Auffassung von der Eigenverantwortung des Waldmenschen, sagen viele Parteitagsdelegierte. Sie berufen sich nicht zuletzt auf den isländischen Wolfsexperten Sigurd Isegrimmsson. Dessen Forschungen haben nachgewiesen, dass der europäische Wanderwolf entgegen langläufiger Annahme weniger Kinder und Jogger, sondern in der Regel erkennbar gebrechliche Rentner als Beute bevorzugt. Damit ist der Wolf aus Sicht des wirtschaftsliberalen Flügels der FDP unter selektionsdemografischen und rentenpolitischen Gesichtspunkten ein ökologisches Geschenk des Himmels.

© Satzverstand Mai 2018

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