Die Gesundheitsämter im Jahr 3 der Pandemie: Schluss mit Faxen!

Corona trifft im Februar/März 2020 mit voller Wucht auf geschwächte Gesundheitsämter. In der Pandemie rächt sich, dass Bund, Länder und Kommunen allerorten Personal eingespart und die technische Infrastruktur sträflich vernachlässigt haben. Als Fels in der Brandung bewährt sich ausgerechnet das vielgeschmähte Faxgerät.

Wie sieht es zwei Jahre später aus? Ist der von Bund und Ländern im Herbst 2020 eilig zusammengestellte „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ (ÖGD) vorangekommen? Gibt es inzwischen mehr Personal und bessere digitale Kommunikation? Und was ist mit Faxen?

Für das AOK-Magazin G+G habe ich bei den Gesundheitsämtern des Landkreises Oldenburg in Niedersachsen und des Kreises Soest in Westfalen nachgefragt, ob und wie sich der Pakt in der Praxis bemerkbar macht.

Geduldig und spannend haben mir Petra Debbeler und Dr. Leonhardt Hamschmidt am Sitz des Kreisgesundheitsamtes Oldenburg in Wildeshausen (Foto links) sowie Dr. Andrea Gernun aus Soest (Foto rechts) über ihre Arbeit in der Pandemie berichtet.

Wie das leider so ist, konnte nur ein Teil davon in die beiden Beiträge für G+G einfließen. Geblieben ist bei mir der Eindruck, dass die vor Corona eher im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitsämter in der Pandemie über sich hinausgewachsen sind. Mit viel persönlichem Engagament und organsiatorischer Kreativität haben sie die ständig neuen Herausforderungen gewuppt.

Sie haben dafür gesorgt, dass wir in Deutschland trotz aller Einschränkungen und trotz einer nicht immer sachorientierten Bund-Länder-Politik (um es vorsichtig auszudrücken) einigermaßen glimpflich durch die Gesundheitskrise gekommen sind.

Klugerweise hat sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Januar Dr. Ute Teichert ins Haus geholt. Als Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst war sie zwei Jahre lang das kämpferische Mediengesicht des ÖGD. Jetzt treibt sie als zuständige Abteilungsleiterin im Ministerium die Reformen voran.

Für G+G habe ich sie gefragt, wie weit der Pakt aus Ihrer Sicht vorangekommen ist. Zaubern kann sie sicher nicht, zumal beim ÖGD vor allem die Länder das Sagen haben. Aber dass ihr die Arbeit „eine Herzensangelegenheit“ ist, nehme ich ihr ab. Wenn sie es schafft, dass die Digitalisierung der Gesundheitsämter nicht unter einem Flickenteppich föderaler Eitelkeiten erstickt, wäre schon viel erreicht.

Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass die G+G-Redaktion meine ÖGD-Strecke zum Titelthema der Maiausgabe gemacht hat.

Foto Dr. Gernun: Thomas Weinstock/Kreis Soest