Perfektes Timing für eine Weltsensation: Pünktlich zum 100. Geburtstag von Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow am 12. November hat ein Zeitzeuge den Originalschauplatz des berühmten Badezimmer-Duells zwischen den Herren Müller-Lüdenscheid und Dr. Klöbner preisgegeben. 45 Jahre nach Erstausstrahlung der „Herren im Bad“ hat der damals elf Jahre alte Tommy R.* weitere Einzelheiten enthüllt. So sollte ursprünglich keine Ente, sondern ein kleiner Seebär die Hauptrolle spielen.
„Ein unglaubliches Glück. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich so etwas zu meiner Lebzeit noch erleben darf“, begeistert sich der renommierte Viccologe Prof. Erwin Drüggelte im „Satzverstand“-Jubiläumsinterview. Der dreifach jodeldiplomierte Wissenschaftler bekleidet seit 2011 den Viktor-Schmoller-Lehrstuhl für praktische Loriologie an der Hallmackenreuther-Fakultät der Westostwestfalen-Universität Mönninghausen-Bönninghausen.
Herr Prof. Drüggelte, Sie sind noch immer aus dem Häuschen. Was ist passiert?
Drüggelte: Nichts weniger als eine Sensation! Der Meister hat das Geheimnis um den Originalschauplatz des Badezimmersketches 2011 mit ins Grab genommen. Alle Viccologen sind davon ausgegangen, dass sich alle damals Beteiligten ebenfalls lebenslang an ihr 1978 abgelegte Schweigegelübde halten werden.
Und das ist nun doch nicht der Fall?
Drüggelte: Richtig. Vor einigen Wochen hat sich ein heute 56-Jähriger Zeitzeuge bei mir gemeldet. 45 Jahre hat er sich eisern an sein Schweigeversprechen gehalten. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass das öffentliche Interesse mehr Gewicht auf die Waage bringt als ein juristisch fragwürder Kinderschwur.
Spannen Sie uns nicht länger auf die Folter. Wo liegt denn der Originalschauplatz?
Drüggelte: Also gut. Es handelt sich um das Elternhaus des damals elf Jahre alten Tommy R.. Den genauen Standort kann ich aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Zunächst müssen die Loriologen alle Spuren sichern. Was ich sagen kann: Das historische Badezimmer befindet sich im Haus der Familie R. im Speckgürtel der westostwestfälischen Stadt Geseke. Im Kern hat es sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht verändert, wurde allerdings nach Bedarf gelegentlich gereinigt.
Wie kam Loriot ausgerechnet auf dieses Bad in Geseke?
Drüggelte: Wir wussten bereits, dass Loriot 1977 rund 1.977 Badezimmer in ganz Deutschland pingelig gecastet hat. Das Rennen machte schließlich das Bad der Familie R.. Neben dem zeitlosen Design der handcolorierten Fliesenware gab für den Meister am Ende wohl der schief hängende Badezimmerspiegel den Ausschlag.
Die Geschichte hat einen Haken: Bei dem Badezimmersketch handelte es sich um einen Cartoon.
Drüggelte: Ach was. Formal haben Sie recht. Die Loriologie weiß aber seit einigen Jahren, dass Herr von Bülow a-l-l-e Cartoons mit echten Menschen vorgedreht hat, um möglichst authentisch zu arbeiten.
Ach.
Drüggelte: Er hat die Aufnahmen dann nachgezeichnet und synchronisiert. Das erklärt auch, warum sich das Dreh-Bad und das Cartoon-Bad an einigen Stellen optisch unterscheiden. Beim Umzeichnen verzichtete Loriot etwa auf den weißen Duschschlauch, ergänzte dafür das Blümchendekor am Wannenrand.
Wer hat denn beim Reality-Dreh die Herren Müller-Lüdenscheid und Dr. Klöbner gespielt?
Drüggelte: Loriot griff gerne auf schauspiel-affine örtliche Honoratioren zurück. Beim Badezimmer-Sketch im Frühjahr 1978 mimten der örtliche Pfarrer und der amtierende Schützenkönig die Wannen-Kontrahenten. Beide erwiesen sich jedoch als nicht so begabt wie angenommen. Das Team von Radio Bremen drehte fast fünf Wochen täglich in dem engen Badezimmer. Der Wasserverbrauch war enorm. Das örtliche Freibad musste zeitweise schließen. Wegen der schrumpelnden Zehen der Darsteller war ständig eine speziell geschulte Fußpflegerin am Set.
Der Zeuge hat ein weiteres Details enthüllt. Welches?
Drüggelte: Herr von Bülow hatte dem kleinen Tommy R. versprochen, dass sein geliebter Teddybär Tapp in dem Sketch die Hauptrolle spielen dürfe. Leider ist es dann doch anders gekommen.
Warum?
Drüggelte: Tapp konnte zwar länger als seine beiden Mitspieler die Luft anhalten. Aber anders als von seinem Besitzer behauptet, war Tapp keineswegs ausdauernd wasserfest. Tommy hatte die Stempel im Seebärchen-Ausweis mit Kartoffeldruck gefälscht. Der Perfektionist Loriot war `not amused´. Das Drehbuch musste zeitaufwendig umgeschrieben werden. Glücklicherweise hatte die Wannenbeleuchterin zufällig eine Badeente zur Hand. Eine Riesenenttäuschung für den kleinen Tommy. Dennoch hat er Loriot lebenslang die Treue gehalten.
Was passiert jetzt mit dem historischen Bad?
Drüggelte: Die viccologischen Auswertungen werden noch rund zwei Jahre in Anspruch nehmen. Danach sollte das Bad auf jeden Fall unter Denkmalschutz gestellt werden. Persönlich kann ich mir sehr gut eine Wallfahrtsstätte für Loriot-Liebhaber vorstellen. Das würde Westostwestfalen auch kulturell enorm aufwerten. Natürlich müssen wir der Familie R. trotz des großen öffentlichen Interesses geregelte private Hygienezeiten einräumen. Das gilt insbesondere für das traditionelle Baden samstags vor der Sportschau im Ersten oder Daktari im Zweiten.
Herr Prof. Drüggelte, danke für das Gespräch.
Drüggelte: Ach was.
© Satzverstand – 12. November 2023
*Name leicht infantilisiert.
Bitte beachten Sie freundlicherweise auch den absolut subjektiven Blogbeitrag „Loriot 100 – (M)ein Bekenntnis“.