Schulz jetzt!

portrait_sw_toro(25.11.16) Der Maddin verlässt Brüssel und geht nach Berlin. Das hat uns Herr Schulz am Donnerstag, 24. November Anno Domini 2016 um 10 Uhr, drei Minuten und elf Sekunden offiziell bekannt gegeben. War das spannend!?! Das Warten aufs Christkind ist dagegen ein Flachwitz.

Seit ich aus Versehen zu früh aufgestanden bin, habe ich auf WDR 5 schnappatmend verfolgt, wie die Moderatorin vor Aufregung gefühlt alle zehn Minuten bei kundigen Kollegen nachhörte, warum, wieso, weshalb und wann der Euroheiland aus Würselen denn in den Brüsseler Himmel auffahre, um als Außenminister, Kanzlerkandidat der SPD oder unter Umständen sogar als der nächste Papst aus Deutschland auf die Erde zurückzukehren – katholisch ist er ja und Italienisch kann er auch.

In keinem der Interviews der Wähnenden mit den Vermutenden fehlte der Hinweis, dass der Parlamentspräsident am Vormittag in Brüssel vor die Presse trete. Ja, um Himmels Willen, warum habt Ihr denn das nicht einfach mal abgewartet!

Wer privat oder beruflich im Bereich der Kindererziehung tätig ist, weiß um den unschätzbaren Wert der Geduld. „Wie lange noch?“ „Wann sind wir da?“ – Die Fragen aus dem Skoda-Rückraum sind Pillepalle gegen die erschreckend grassierende Ungeduld auf allen Kanälen.

Kaum auszuhalten war für die politisch Medienschaffenden das Warten auf 19 Uhr am Sonntag. Für den 20. November hatte die Bundeskanzlerin ein Statement angekündigt. Das ganze Wochenende über konnte man mitfiebern, was Frau Dr. Merkel denn da bloß sagen würde. Vielleicht, dass sie noch mal antritt?

Selbst im Wohlfühlsender WDR 4 wurde zwischen (gottseidank nicht mit) Andrea Berg und Helene Fischer über Merkels mögliche Entscheidung spekuliert. Wobei das hier im Zusammenhang mit „Mutti“ sogar Sinn machte: „Schönes bleibt“, heißt der Werbeslogan des Kanals.

Ursprünglich wollte die Kanzlerin ihr Statement für den 24. Dezember ankündigen. Davon hat ihr jedoch der Deutsche Ethikrat dringend abgeraten. Das unerträgliche Warten aufs K-Wort hätte nach Expertenmeinung in Deutschlands Redaktionen bis zu 25.000 Todesopfer gefordert. Vermutlich noch viel mehr, denn gegen Ungeduld gibt es keinen Impfstoff.

Komisch eigentlich, dass die Pharmaindustrie auf diesem Feld so komplett forschungsfaul ist. Millionen von Eltern würden ihr das Impfzeug doch zu jedem Preis aus den Händen reißen.  

Und was ist mit der SPD? Wann sagt die denn nun endlich, dass der Siggi es nicht macht? Ich kann´s, ich kann´s, ich kann´s einfach nicht abwarten! Womit wir wieder beim Martin wären – so oder so.


(© Satzverstand)