Auf den ersten Blick sieht es schlecht aus für Donald Trump. Der oberste Gerichtshof der USA hat seinen letzten Klagetraum platzen lassen. Doch jetzt spielt der trotzige Trump seinen letzten Trumpf aus: Sein Staranwalt Rudy Giuliani hat am 15. Dezember Klage vor dem Jüngsten Gericht eingereicht.
Kommt er damit durch? Dazu drei schnelle Fragen an Prof. Erwin Drüggelte. Der international renommierte Apokalypsologe lehrt Verschwörungstheologie an der Pseudoreligionswissenschaftlichen Fakultät der Westostwestfalenuniversität Mönninghausen-Bönninghausen.
Herr Prof. Drüggelt, bisher dachten wir, das Jüngste Gerücht käme am Ende aller Zeiten. Wie ist es Trump gelungen, dort vorzeitig Klage gegen das Ergebnis der US-Wahl einzureichen?
Drüggelte: Dazu muss ich leider gleich ein wenig tiefer in die theologische Materie einsteigen. Die Geheime Offenbarung des Evangelisten Johannes nennt vier apokalyptische Reiter als Boten des bevorstehenden Jüngsten Gerichts. Das sind richtig fiese Kollegen, echte Geißeln der Menschheit. Diese Vier sollen den Menschen quasi als Vorgruppe nach allen Regeln der Kunst einheizen, bis Gottvater zum Festival-Höhepunkt die finalen Tickets für Himmel und Hölle verteilt.
Im November durfte ich mit Unterstützung der „Bill & Melinda Gates Foundation“ ein erst Anfang des Jahres im Heiligen Land entdecktes supergeheimes Zusatzprotokoll zur Johannes-Offenbarung auswerten. Danach können sich ausgewiesene Geißeln der Menschheit schon zu ihren Lebzeiten für die Stelle eines fünften apokalyptischen Reiters bewerben. Zur Jobbeschreibung gehört auch das Recht, beim Jüngsten Gericht gegen Alles und Jeden Klagen einzureichen.
Und darauf spekuliert jetzt Trumps Anwalt?
Drüggelte: Richtig. Giuliani hat zunächst Trumps Bewerbung für die Apokalypse-Stelle eingereicht. Blickt man auf die vergangenen vier Jahre zurück, gibt es kaum Zweifel an dessen Qualifikation als Geißel der Menschheit. Dass Trump den Posten bekommt, dürfte also reine Formsache sein. Zumal er über beste Referenzen führender Mitarbeiter der Hölle auf Erden verfügt, darunter ein Empfehlungsschreiben aus Nordkorea.
Die spannende Frage ist aber, ob ein apokalyptischer Reiter auch in eigener Sache Klage vor dem Jüngsten Gericht einreichen darf. Etwa, um eine Privatstall-Pauschale für beruflich genutzte Pferde durchzusetzen. Oder eben, um millionenfach falsch angekreuzte US-Wahlzettel zu korrigieren. Das hat der gute Johannes in seinem supergeheimen Offenbarungszusatz leider juristisch unsauber formuliert. Giuliani könnte da also tatsächlich auf eine rechtliche Endzeitlücke gestoßen sein.
Oh Gott! Das bedeutet, Trump könnte uns wirklich noch als US-Präsident erhalten bleiben?
Drüggelte: Gemach. Vor dem Jüngsten Gericht ticken die Uhren anders. Meine Quellen berichten, dass die Trump-Klage jetzt erst mal zur Vorprüfung beim ökumenischen Apokalypseausschuss liegt. Die Vorgänge werden da streng nach Eingang abgearbeitet. Das Gremium diskutiert gerade final über die Rechtmäßigkeit der Reformation. Bis zu einer göttlichen Entscheidung in seiner Sache hat Trump also noch reichlich 500 Jahre Zeit, sein Golf-Handicap zu verbessern.
© Satzverstand – 15.12.2020